HANSUELI STETTLER

Heftige Debatten um Sicherheit und Transportkapazität am Gotthard prägen den Jahresanfang 2016.

Kurz eine Auslegeordnung:

Die Autotunnel-Sanierung eilt nun nicht extrem, wir haben offenbar noch ein paar Jahre Zeit.

Die Bahn wird den Scheiteltunnel ab Dezember 16 nur noch für regionalen Verkehr nutzen: 1x pro Stunde ein Zug Erstfeld-Bellinzona oder zurück als höchstes der Gefühle; also vielleicht noch 20 Bahnpassagiere durch den Scheiteltunnel pro Stunde und Richtung…

Andernorts diskutiert man euphorisch eine Mittelland-Paletten-U-Bahn. (Die aus finanziellen Gründen wohl nie kommen wird - die Strasse wird mit automatisiertem Fahren enorm aufholen)

Welches Problem wollten wir mit unseren Milliarden Franken eigentlich lösen?

 

Am Gotthard wollten wir in der Hauptreisezeit mindestens 900 Autos pro Stunde und Richtung schleusen können. Auf möglichst sichere Weise. Nur Autos und Lieferwagen, die unfallkritischeren LKW gehören auf die neue supersichere Schiene, Cars könnten während der Renovation des Autotunnels auf die San-Bernardino-Route geschickt werden. Der Zeitgewinn und die in der Bahnreisezeit ausgeschalteten Fahrtenschreiber werden für das Transportgewerbe die Mehrkosten durch den minim teureren Bahnverlad jedenfalls aufwiegen.

Technisch gesehen sind diese 900 Passagen durch den Berg eher einfach und es wird eigentlich heute immer einfacher:

Eine machbare und sehr günstige Variante, die unserer Logistikbranche einleuchten müsste:

Machen wir den heutigen SBB-Scheiteltunnel zur ersten vollautomatischen Verladestrecke Europas.

Vielleicht nur auf Zeit, vielleicht auch auf Dauer...

Mit einem auf den SBB-Schienen geführten Plattform-System (pro Richtung wären mit einer Fahrzeit von 15 Minuten und einer Geschwindigkeit von 75 km7H jeweils bis zu 200 Stück unterwegs) könnte man alle Autos und Lieferwagen sicher und völlig unfallfrei transportieren. Keine Kollisionen, da mechanisch geführt. Die Bahninfrastruktur (bis auf das Sichern der Spurwechselweichen im Tunnel) bliebe unangetastet. Lüftung ist unnötig, da keine Verbrennungsmotoren im Spiel. Die wenigen SBB Passagiere von Göschenen nach Airolo könnten in einen kleinen Bus (oder Reisecontainer wie in eine Gondelbahn) einsteigen, die Regionalzüge pendeln ab Airolo oder Göschenen wieder ins jeweilige Tal. Vielleicht fahren später sowieso nur noch kleine Busse die Bergstrecken, wer weiss das denn heute schon?  

Die benötigten 500 ferngesteuerten, elektrisch vollautonom fahrenden Plattformen - mit automatischer Auf- und Abgleisung und seitllicher Sicherung - könnten in der Schweiz hergestellt werden (z.B. bei Cattaneo in Giubiasco) und wären weltweit ein weiteres Meisterstück der Schweizer Ingenieurskunst. Der Energieaufwand auf der Schiene mit einer vernachlässigbaren Steigung im Scheiteltunnel ist minimal, die Akkus der Plattformen könnten während der Wartezeiten wieder geladen werden.

Denkbar wäre ja auch eine lange vollautomatische Seilbahn, wie sie in der Schweiz und Österreich erfolgreich für Sesselbahnen entwickelt werden. An der Seillänge würde es nicht scheitern, wie mir die Romanshorner Fatzer AG vor gut einem Jahr bestätigte. Hingegen würde wohl die Seilumlenkung in Airolo und Göschenen grössere räumliche Probleme bereiten und die SBB könnte den Tunnel in Notfällen nicht selber benutzen.

Es braucht darum keine neue Tunnelbohrungen, sondern die effiziente Nutzung des Bestehenden – eine klassische Nachhaltigkeitslösung, die erst noch reversibel ist.

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