In der Schweiz werden Ende November 2022 bereits 1016 5G-Sender mit grossen Leistungen betrieben.
Die geltenden Gesetze zum Schutz vor Strahlung lassen aufgrund der geltenden Grenzwerte den Betrieb von 5G mit grossen Leistungen eigentlich gar nicht zu. Es interessiert die Öffentlichkeit deshalb sehr, wie sich die Lage seit dem Herbst 2021 entwickelte, wo die drei Betreiber gemeinsam diese Technologie mit den vollen Leistungen ausgerollt haben. Sie können sich übrigens nur auf eine bundesrätliche Verordnung stützen, die von rund 18 hängigen Verfahren vor Bundesgericht bestritten wird. Diese Verfahren warten teilweise bereits sehr lange auf ein Urteil des höchsten Gerichts.
Die bereits in Betrieb genommenen Anlagen könnten vermutlich nur gestoppt werden, wenn ein für die ganze Schweiz gültiges Urteil ergeht. Kommt beispielsweise das Bundesgericht zum Schluss, dass der Grenzwert von 5 bzw. 6 V/m mit dem Vorsorgeprinzip nicht (mehr) vereinbar ist, dann müssten auch bereits betriebene Anlagen saniert werden. Die Mobilfunkanbieter werden dies ja dann kaum von sich aus tun, möglicherweise müsste für jeden einzelnen Standort ein entsprechender Antrag auf Sanierung gestellt werden. Dasselbe gilt für den Korrekturfaktor. Kommt das Bundesgericht zum Schluss, dass die Mittelung über 6 Minuten illegal ist, so dürfen adaptive Antennen nur noch ohne Korrekturfaktor betrieben werden. Eine solche Leistungsreduktion ist mit einer einfachen Änderung bei der Programmierung, nämlich der Abschaltung des adaptiven Betriebs und der Mittelungssoftware schweizweit zu bewerkstellingen.
Da 5G aber auch dann noch nicht gemessen werden kann (das ITIS-Institut der ETHZ ist beispielsweise zurzeit noch an der Entwicklung einer eigenen Messtechnik dafür; Projektende 2024...) hilft auch dies nicht wirklich weiter.
Die Kantone haben keine gemeinsame Prüfroutine entwickelt, es gibt völlig unterschiedliche Vorgehensweisen. Um eine repräsentative Aussage über die Einhaltung von bewilligten Parametern zu haben, müsste mit System ein zweistelliger Prozentsatz der Anlagen getestet werden. Und zwar mit gezielter Provokation der maximalen Sendeleistung durch ein geeignetes Verfahren. Schwierig, aber nicht ummöglich; man ist bei den Manipulationen der Autoindustrie um die Abgaswerte (der Testmodus wurde vom System erkannt und die Motoren stellten auf "sauber" um...) ja auch zu einer Lösung gekommen.
Solange die Kantone nicht konsequent und in einer verlässlichen Qualität die Anlagen auf Einhaltung der bewilligten Parameter prüfen, haben sie ihren Auftrag zum Schutz der Bevölkerung vor schädlichen Immissionen nicht erfüllt.
Das BAKOM meldet auf Anfrage per 1.5.2023 eine Zahl von 21.518 Mobilfunkstandorten, davon 8.935 mit 5G (NR)
Per 2.2.2023 waren es 21.371 Standorte, in drei Monaten somit eine Zunahme von 62 Anlagen. Jährlicher Zuwachs: um 240 Anlagen - über 1.1%.
Noch Ende November 2022 meldete das BAKOM eine Zahl von 21.309 Mobilfunkstandorten, 8.283 davon mit 5G (NR).
Dabei sind die vielen das Netz verdichtenden Kleinstsender nicht einbezogen.
Dazu hier auch noch die Einstufung derselben, Wortlaut BAKOM vom 2.12.22:
"Die Sendeleistung wird in folgenden Kategorien angegeben:
"sehr klein": Die Gesamtleistung liegt im Bereich zwischen 1 und 10 W
"klein": Die Gesamtleistung liegt im Bereich zwischen 10 und 100 W
"mittel": Die Gesamtleistung liegt im Bereich zwischen 100 und 1000 W
"gross": Die Gesamtleistung liegt im Bereich oberhalb 1 kW.
Anlagen mit einer abgestrahlten Gesamtleistung von weniger als 1 W werden in der Übersichtskarte nicht dargestellt.
Bei diesen Leistungsangaben handelt es sich um eine grobe Schätzung der abgestrahlten Leistung (ERP), die insgesamt am bezeichneten Standort für den betreffenden Funkdienst (z.B. Rundfunk) abgestrahlt ist"
Im Gegensatz zur deutschen Bundesnetzagentur wird in der Schweiz die Senderichtung nicht angegeben. So wird verhindert, dass sich Interessenten ein einfaches Bild über die Belastung einer bestimmten Liegenschaft machen können. Die Angabe der Wattzahl (abgegebene Leistung in die Strahlungsrichtung) wäre ebenso unabdingbar - der Bereich "gross" wurde gegen oben stark ausgeweitet: wie eingangs erwähnt, wird seit einem Jahr zunehmend auch 5G mit sehr grossen Leistungen - d.h. mit Spitzen gemäss den Angaben in diversen Standortdatenblättern von bis zu 12.000 W erp in jede Senderichtung - abgestrahlt.
Für die Beurteilung der Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung ist somit wichtig, wo und wie viele dieser Anlagen senden. Das BAKOM hat allerdings keinen differenzierten öffentlichen Datensatz, sondern publiziert lediglich die Senderkarte mit den dort eingetragenen Sendeleistungen (sehr klein, klein, mittel und gross)
Für eine Übersicht mussten somit aus der BAKOM-Karte alle Senderstandorte nach Kantonen aufgeschlüsselt abgerufen und die dort publizierten Daten je mit einem screenshot dokumentiert werden. Da diese Erhebung zeitaufwendig ist, werden Aktualisierungen punktuell nachgeführt.
Stand Ende Dezember 2022 sind es schweizweit bereits etwa 1040 Sender mit 5G "gross"; jede Woche werden einige weitere in Betrieb genommen.
Hier die Resultate und die entsprechenden Kantons-Dokumente als pdf.
5G - Stand Schweiz
5G-Gross-Senderstandorte in der Schweiz Stand Ende November 2022
Aktuelle Einwohnerzahl pro Kanton: Zahl EW pro Sender Belastungs-Ranking
- Zürich: 1,52 Mio. 150 10.133 13 pdf (komprimiert)
- Bern: 1,03 Mio. 163 6.319 9 pdf (komprimiert)
- Waadt: 799'145 34 23.504 24 pdf
- Aargau: 678'207 119 5.699 6 pdf (komprimiert)
- Gallen: 507'697 52 9.763 14 pdf
- Genf: 499'480 29 17.223 21 pdf
- Luzern: 409'557 21 19.503 23 pdf
- Tessin: 353'343 45 7.852 12 pdf
- Wallis: 343'955 82 4.194 4 pdf (komprimiert)
- Freiburg: 318'714 20 15,935 19 pdf
- Basel-Landschaft: 288'132 23 12.527 15 pdf
- Thurgau: 276'472 43 6.429 10 pdf
- Solothurn: 273'194 19 14.378 16 pdf
- Graubünden: 198'379 80 2.479 1 pdf (komprimiert)
- Basel-Stadt: 194'766 12 16.230 20 pdf
- Neuenburg: 176'850 36 4.912 5 pdf
- Schwyz: 159'165 18 8.842 12 pdf
- Zug: 126'837 3 42.279 26 pdf
- Schaffhausen: 81'991 3 27.330 25 pdf
- Jura: 73'419 23 3.192 3 pdf
- Appenzell AR: 55'234 8 7.617 11 pdf
- Nidwalden: 43'223 7 6.317 8 pdf
- Glarus: 40'403 7 5.771 7 pdf
- Obwalden: 37'841 2 18.912 22 pdf
- Uri: 36'433 23 2.602 2 pdf
- Appenzell IR: 16'145 1 16.145 17 pdf
- Zürich: 1,52 Mio. 150 10.133 13 pdf (komprimiert)
Total Sender 5G-Gross, mit Stand 28.11.2022: 1015
Die Auswertung für die ganze Schweiz ist hier zu finden.
Auffällig ist, dass in Kantonen und Regionen mit hohen Einkommen deutlich weniger bis keine 5G-Gross Sender vorhanden sind. Dies dürfte mit dem höheren Einsprachedruck zusammenhängen. An der Zürcher Goldküste ist beispielsweise kein solcher Sender in Betrieb.
Weiter ist auffällig, dass in Kantonen mit einem hohen Transitverkehr durch Strasse und Bahn auch klar mehr 5G-Gross-Standorte vorhanden sind. Zur bestehenden Belastung durch Lärm, Luftverschmutzung und Landschaftsverschleiss kommt noch die klar erhöhte Belastung durch Funkstrahlung hinzu.
Wissenswert:
Bei den 5G-Gross-Sendern ist das angestrebte Ziel von 5G vollständig umgesetzt:
- die Sendeleistung kann in die Richtung mit hohem Bedarf gelenkt werden.
- die Leistung kann in bestimmte Richtungen gesteigert werden
- mit den deutlich schärferen Signalen kann es vor allem auch mittels angesteuerten reflexiven Oberflächen leistungsfähigere Verbindungen aufbauen
In der Folge können aber durch diese leistungsfähigeren Verbindungen auch spontan zusätzliche Belastungen aufgrund veränderlicher Situationen auftreten.
Dies wirt hier durch eine Spiegelung an einer Frontscheibe oder hier an einem Zug gezeigt.
Es entstehen im Raum somit zusätzliche, äusserst dynamische Momente, als Reaktion auf im Sektor kumuliert auftretende Verbindungszahlen.
Auf der Brücke über eine Bahnlinie mit zwei darunter verkehrenden Zügen führte dies direkt zu einem medizinischen Problem eines LKW-Chauffeurs.