HANSUELI STETTLER

Projekteingabe zur Expo 27 Ostschweiz
eingereicht am 11. 9.2014

  • Expo 27 Ostschweiz ist keine Landesausstellung, sondern ein Prozess
  • Expo 27 Ostschweiz ist ein nachhaltiger Prozess
  • Expo 27 Ostschweiz thematisiert das Verhältnis von Ostschweiz zu Schweiz und zu Europa

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  • Ein Prozess, kein Event
  • Nachhaltig oder enkeltauglich
  • Schweiz,  Ostschweiz - und unsere Nachbarn
  • Bodenseeraum  –  ein Ort der Reflexion

1  Ein Prozess - kein Event

Die Fixierung eines Termins und eines Begriffs, der aus der Vergangenheit mit bestimmten Inhalten gefüllt ist, führt in der heutigen Zeit eventuell zu Komplikationen und Missverständnissen.

Konkreter Vorschlag ist darum die Einführung eines rekursiven Verfahrens, in dem eine intensive Bevölkerungsdiskussion zu inhaltlichen Fragen geführt werden soll.  Der Prozess der „Expo Ostschweiz“  ist insofern ja bereits gestartet, als sich seit einiger Zeit bestimmte Kreise in der Ostschweiz Gedanken zu einer öffentlichen Darstellung der Ostschweiz machen.

Die „Expo“ findet - wie erwähnt als Prozess gedacht auch aufgrund der Erfahrungen - nicht notwendigerweise in einem bereits heute definierten Jahr statt. sondern legt, wenn nötig einen Zeithorizont für eine gemeinsame Bilanzziehung fest oder für einzelne Etappen, die in sich bereits sinnvoll sind.

Ein solcher Anlass sollte und könnte das Thema der Vernetzung der Ostschweiz mit der Schweiz und Europa dienen.   Daraus ergibt sich eine reelle und langfristig tragende Erfolgschance:

St. Gallen, Thurgau und Appenzell IR und AR sind je auf verschiedene Art Peripherien der Schweiz und werden es in der öffentlichen Wahrnehmung wohl bleiben, wenn sich nicht die angesprochene Öffnung erreichen lässt.

Der Expo-27-Prozess ist mit dem Fokus auf die Entwicklung der Themen in einzelnen Etappen auch für die Wirtschaft als starke Träger interessant, weil nicht mit für sie unattraktiv langen Zeithorizonten gerechnet wird.

2  Nachhaltig - oder enkeltauglich

Der Prozess ist nachhaltig gestaltet, wenn er mit wenig Ressourcenverbrauch ein Optimum an Wirkung zeigt. Nachhaltige Lösungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich sind schön umschrieben:  enkeltauglich; sie sind auch für die Lebenswelt unserer Enkel noch tragfähig.  


Die Umwelt- und Energiebilanz kann sogar positiv ausfallen.

Nachhaltigkeit zeigt sich auch am Einbezug bereits bestehender und den Zielen entsprechender Prozesse.  Im Energie-Sektor z.B. Autarkie-Bestrebungen wie „Energietal Toggenburg“,  im wirtschaftlichen Sektor die bestehenden grenzüberschreitenden Institutionen,  im politischen Bereich die auf jeder Stufe vorhandenen Gremien der Demokratie.

Themen unter dem obigen Motto könnten sein:

  • Dichte und Natur-Raum
  • Dichte und Zusammenleben
  • Bürger-Beteiligungsformen auf beiden Seiten der Grenze
  • Grenzen und Vorteile der plebiszitären Demokratie

3  Schweiz,  Ostschweiz – und unsere Nachbarn

Ein Leit-Thema der Schweiz und der Ostschweiz ist vordergründig das Nicht-Dazugehören, andersartig oder sogar besser sein. Eine Expo thematisiert diese Legende, prüft deren Realitätsgehalt und arbeitet an der gemeinsamen Bewertung dieser Erkenntnisse.

In der Ostschweiz bestehen wiederum zahllose, sehr interessante direkte Vergleichsmöglichkeiten mit dem grenznahen „Ausland“,  die die gegenseitige Abhängigkeit aufzeigen. Die grenzüberschreitende Kooperation ist heute ein unbedingtes Muss für die Wirtschaft und immer mehr auch für Tourismus und Politik und Kultur.

Dabei gleichen sich die Kulturräume der Ostschweiz und der Nachbarländer grundsätzlich stark, die gemeinsamen geschichtlichen Wurzeln sind immer wieder spürbar.

Die Ostschweiz hat mit dem Anstoss an den Bodensee eine interessante Aufgabe; der See ist historisch und aktuell ein politisches Kondominium, mit unklaren Grenzen und der Notwendigkeit von laufenden Absprachen unter den anstossenden Ländern. In dieser interstaatlich gemeinsam kontrollierten Zone müssen Lösungen demzufolge fein austariert und im Konsensverfahren entwickelt werden, was grundsätzlich eine wesentliche Voraussetzung für langfristigen Erfolg ist.

So eine relativ unklar definierte Zone ist in Europa einmalig, diese Tatsache dient darum grosse Beachtung im Prozess der „Expo 27“.

Der Bodensee ist die rundum am intensivsten besiedelte grosse Wasserfläche in Mitteleuropa und hat entsprechend eine wesentliche Klammerfunktion.

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Da der Bodenseeraum auch verkehrstechnisch riesig ist und neben aller Schönheit auch ein "Hindernis" ist, soll als Denkanstoss auch diese Fläche einbezogen werden. Die Seegrösse als Hindernis bedeutet einen erschwerten Zugang der Menschen auf der anderen Seite, die Grösse als Chance gesehen ist der See ein Magnet für Menschen, die das Aussergewöhnliche erleben wollen.

Da der Bezug zur Ostschweiz und der Begriff der Expo mit der Wettbewerbsausschreibung bereits gesetzt sind, wird sich im Sinn eines minimalen Bezugs zur bisherigen Expo-Geschichte und den weitverbreiteten Ansprüchen vermutlich die Schaffung einer räumlichen Ikone aufdrängen.  Im bestehenden dichtbebauten Raum des östlichen Mittellands wird sich erfahrungsgemäss eine solche Ikone schwer realisieren lassen. Mit den Prämissen der Nachhaltigkeit, gesetzlicher und raumplanerischer  Vorgaben und im Rahmen des regionalen Konkurrenzkampfs werden sich grosse Hindernisse einfinden.

Eine attraktive und anregende Ausweichsfläche bietet darum der Bodensee an.


Verdichtet auf einen einzigen Satz:

Der hier definierte Prozess der „Expo 27 Ostschweiz“ findet primär auf dem Bodensee und an seinen Ufern statt.

Der Bodensee hat je nach Wetterlage eine aufregende Eigenschaft;  eine für alle wahrzunehmende „Entgrenzung“ – oder wiederum das eklatante Näherrücken des Gegenübers bei Föhnlagen…
Diese wandelbare Eigenschaft entspricht sehr gut dem definierten Ziel der Reflexion des Themas von Grenzen, gegenseitiger Abhängigkeit und Autonomie.  Für Besucher und Teilnehmer des Prozesses der „Expo 27“ entstehen einerseits lohnende Ziele am Seeufer mit neuer inhaltlicher Definition, andererseits sollen sie die erwähnte Entgrenzung vertieft auch physisch erleben können.  


Dies kann mit dem Besuch auf einer 

                        Insel                   

erreicht werden.

Es soll darum im Rahmen des Expo-27-Prozesses eine schwimmende Insel installiert werden, die alle bisherigen Denkschemata sprengt.
Eine weitgehend autarke, schwimmende Insel als Ikone entspricht in den meisten Aspekten des insularen Daseins den eingangs formulierten Ansprüchen:

sie symbolisiert das Thema von Isolation, Autonomie, der Kontrolle des Zugangs auf allen Ebenen.

 

        Die Projektierung und Errichtung einer Insel-Ikone als solches ist politisch, sozial, funktional und energetisch ein hinreichend

       interessanter Vorgang, um ein idealer und manifester Träger der Expo Idee zu sein.

 

Die Insel (oder bereits deren verwandte Vorgängerform im Sinn eines Prototyps) beherbergt zum Beispiel von Anbeginn des Expo-Prozesses ein breit abgestütztes Institut für Nachhaltigkeit in allen vom Prozess selbst angesprochenen Belangen, aber beispielsweise auch ein Institut für demokratische Planungsprozesse oder einen Reflexionsort für grenzüberschreitende Beziehungen.

Vergleichbare Orte bestehen heute in Form von Institutionen z.B. das Collegium Helveticum der ETHZ und UNIZH im Bergell und in der alten Sternwarte im Hochschulquartier.

Eine Institution dieser Ausrichtung fehlt der UNI SG als wichtigster Hochschule der Ostschweiz und der Uni Konstanz als Forschungspartner im grenznahen Ausland.

Die Insel ist darum ebenso ein Rückzugsort, ein Tagungsort und Ort der Inspiration, ein Ort des Naturgenusses (Erlach, Rousseau) wie es ihn am Bodensee in dieser Art noch nicht gibt. 

Bisherige Landesausstellungen realisierten mit grossem Aufwand und unter zum Teil extremen zeitlichen Rahmenbedingungen  Inszenierungen von Landschaft und Kultur – der Bodensee ruht als Wasserfläche in sich und ist auf seine spezifische Art bereits mächtig inszeniert.

 

Die schwimmende Insel ist semistationär, das heisst, sie kann je nach Windverhältnissen und/oder durch Schiffe an beliebige Stellen des Bodensees mit der notwendigen Wassertiefe verlegt werden. Durch die asymmetrische Verankerung dreht sie sich in den Wind, so dass jederzeit eine angenehme windgeschützte Seite für das Anlegen von Schiffen und für die Besucher zur Verfügung steht. Mit einer noch zu findenden Mindestgrösse können auch Hub-Funktionen für den nationalen und internationalen Schiffsverkehr, der zur verbesserten Kooperation führen wird, sowie neue Hotel- und Gastronomie-angebote und die Rolle als Drehscheibe im Wassersport eruiert werden.

Gestaltungsidee

Schwimmende Inseln existieren historisch weltweit in verschiedenen Kontinenten und sind sehr attraktive  Aufenthaltsorte, wie z.B. diese kürzlich errichtete Siedlung auf Schwimmkörpern in Amsterdam.

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Die neue Bodensee-Insel wird hingegen zur Hauptsache aus einem innovativen Recyclingmaterial bestehen, wird modular aufgebaut, ist energieautark und im Betrieb möglichst umweltneutral, der Materialfluss in Verbindung mit den verschiedenen Uferstationen kontrolliert.

Ideenträger für eine Schwimmende Inselbodenseeinsel14

Modell:  97 cm x 150 (180) cm.     Das dargestellte Modell ist ein erster Materialversuch aus verklebten, armierten Schaumglasplatten,  Massstab ca. 1:50
Eine Ausführung in einem grösseren Massstab wird eine grundsätzlich andere innere Statik haben, die Stärke der tragenden Plattform könnte um 1.40 m sein, unter Lasten - wie Gebäuden, Konstruktionen - entsprechend dem aufliegenden Gewicht auch stärker.

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Die Insel hat beispielsweise Anlegestellen für Kursschiffe

Die Insel ist Ziel für intellektuell und emotional herausfordernde Ausflüge und Veranstaltungen.
Dient der Naturbeobachtung, dem Bird-watching,  der faszinierenden Sicht auf den unbeleuchteten Nachthimmel, als Taucher-Relais…

Verloren …  oder im Gegenteil:        
genau situiert im weiten Bodensee, die Leuchtturm-Insel des Ostschweiz-27 Projektes.

Durch eine Ankervorrichtung liegt sie in einem definierten Bereich fest. Je nach Windverhältnissen kann sie hingegen (wie die früheren Lädinen mit ihrem küstennahen Kurs See-auf und See-ab) in einen bestimmten Raum verlegt werden.
Mit vorgespannten Schiffen ist auch eine motorisierte Verlegung möglich.

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Trägt vielseitige Möglichkeiten zur Begegnung und zum Aufenthalt.

Ein modernes „Schloss Castelmur“ - oder collegium helveticum der Ostschweiz.

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Mit modernen Leichtbausystemen errichtete Bauten und Begegnungsräume

Attraktive Aussenräume mit Zugang zum Wasser werden geschaffenbodenseeinsel4

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Die Insel ist einfach und vollständig recyclingfähig sowie als Schwimmkörper sehr weit gehend unterhaltsfrei.

Schaumglas ist umweltneutral und trinkwasserverträglich.


Inseln regen allgemein zur Auseinandersetzung an, so im Juli 14 am Seehasenfest in Friedrichshafen.
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Eine mögliche Gestaltung im Stil von Hundertwasser (Bild: Themenhotel Bad Blumenau, Steiermark), oder im Stil von Kunstfelsen wie beim St. Galler Park „Peter und Paul“.

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Die Insel ist situiert in spannungsvoller Distanz zu den Hafenstädten, wo die Landinfrastruktur und notwendige Zusatzräume geschaffen werden.

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Sie soll nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit Ruder- oder Segelbooten oder elektrisch motorisierten Transportmitteln erreichbar sein.

Auch für ausdauernde Schwimmer und Schwimmerinnen wird sie ein reizvolles Ziel abgeben. Diese Argumente könnten konservativ begründeter Ablehnung  entgegengesetzt werden.
Der Zeitraum für eine spezifische Anpassung der Bundes-Bestimmungen scheint ausreichend zu sein, zumal aktuell auch im BAV hinsichtlich zugelassener Energieträger (Gas als Treibstoff) ein Umdenken stattgefunden hat.

Nachtrag: offenbar spricht auch der "Zeitgeist"  für solche Plattform-Inseln:

Das deutsche Fraunhofer-Institut plant schwimmende, energieautarke Häuser:

http://www.fraunhofer.de/de/publikationen/fraunhofer-magazin/weiter-vorn_2015/weitervorn_4-2015_Inhalt/weitervorn_4-15_30.html

 

Im Vierwaldstättersee wurde 2014/2015 eine rosarote(!)  Event-Plattform konstruiert, die im Sommer 2015 an mehreren Stationen unterwegs war
http://gaestival.ch
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Bild: gaestival.ch

Seit dem Herbst 2015/16 liegt sie - als unübersehbarer, punkig-rosa(!) Fremdkörper  - ungebraucht bei Flüelen...

Martin Heller erwähnte an der Hauptversammlung des Vereins Expo 27 auf dem Säntis, dass im See keine bleibenden Elemente zu realisieren seien, die gesetzlichen Hürden seien zu gross.Im gleichen Atemzug erwähnte er aber auch, dass das teilweise im See stehende Hotel Palafitte in Neuchatel die Rückbauphase überstanden habe.

Mögliche regulatorische Hürden allerdings bereits ein sehr triftiger Anlass, die Kooperation mit den Nachbarländern im oben erwähnten Sinn zu verstärken und die Rahmenbedingungen genauer abzuklären... Es darf durchaus angenommen werden, dass sich in gut begründeten Fällen eine Lösungsweg auftut..

Das BAV hatte mir beispielsweise vor einigen Jahren zugesichert, dass sogar der Betrieb eines Hotelschiffes auf dem Bodensee grundsätzlich möglich sei - entgegen allen anderslautenden Aussagen. Leider hat sich keiner der bestehenden Schiffsbetrieb dafür offen gezeigt, dieses Projekt wartet noch auf seine Umsetzung...(www.ferienschiff.ch)

Wie wenig Begeisterung die Expo-Idee aktuell ausgelöst hat, zeigt die ausbleibende Reaktion der St.Galler Stadtwerke auf mein Anliegen, die Gaskugeln im Rietli (nur 180m von See entfernt..) als Schwimmkörper für eine Insel oder eine Eventplattform weiterzunutzen. Die 2015 unterbreitete Idee war, etwa 1500 m2 Schmimmkörperflächen sehr kostengünstig und fast ohne zusätzlichen Energieaufwand bereitzustellen.  Leider werden die beiden Kugeln nun mit 350.000.- sFr. Aufwand zerstückelt und entsorgt...

 

 

Schwimmende Inseln, Quellennachweis

Hier ein Artikel aus dem St.Galler Tagblatt zu diesem Thema

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Links zum Thema Tourismus