„Ein abgespeckter zweiter Anlauf“
Tagblatt vom 9.8.2014
Entspricht die städtische Vorlage nun den Bedürfnissen der Stimmberechtigten, wie sie mit der Vox-Analyse erhoben wurden?
Zur Erinnerung hier die drei wichtigsten Argumente:
Kein Parkhaus, keine Markthalle und keine Haltestellenverschiebung.
Dazu hören wir nun diesen Sommer:
Das Parkhaus soll („privat“) gebaut werden, der Marktplatz soll mit einer Baumreihe ergänzt und auf mobile Stände getrimmt werden, die Haltestelle Bohl soll nun trotzdem auseinandergerissen und zur Hälfte nach Westen verschoben werden. Betrag: unbescheidene 14 Millionen.
Zwei von drei Punkten entsprechen somit klar nicht dem deklarierten Volkswillen. Der Aufwand unter Abzug der Kosten für den Abtransport der Häuschen, die einfache Renovation der Rondelle und die sechs neuen Bäume ist aber immens.
Die Stadt riskiert, dass die Planung nach dem zu erwartenden Referendum nochmal von vorn beginnen muss, wenn nun nicht das Parlament einen harten Kurs einschlägt und diese Vorlage wegen der vorgesehenen Haltestellenverschiebung und der Kosten zurückweist. Der „Klippklapp“ ist anerkanntermassen hässlich, seine rasche Beseitigung rechtfertigt den Betrag aber nicht.
Kundenunfreundlich wird hingegen sein, dass die Haltestelle Schibenertor aufgehoben wird und die erhoffte Verflüssigung des ÖV immer noch nicht eintritt. Der Stau zeigt sich nämlich mit System und an allen Ecken der Stadt; anstelle einer Harmonisierung der Fahrpläne werden erneut ÖV-Stauräume und den ÖV behindernde Parkhausprojekte geplant - nichts dazu gelernt.
Darum ist es sinnvoll, wenn das Parlament nun erst die Entscheidung zur geplanten Erweiterung des Parkhauses Unterer Graben abwartet, wo durch die Aufstockung des Gebäudes eine genügend grosse Zahl an Parkplätzen für die Aufhebung der öffentlichen Plätze am Markt und der nördlichen Altstadt entstehen werden.
Mit diesem Zeichen würde auch respektiert, dass die Einwohnerinnen und Einwohner St. Gallens empört sind über die undemokratischen Manöver zur Durchsetzung einer Parkgarage Schibenertor, was sie mit einem offenen Brief an die beteiligten Firmen Schützengarten Brauerei, Helvetia Versicherungen und Acrevis Bank dieser Tage ausdrückten. In unmittelbarer Zentrumsnähe verfügt St. Gallen bereits über mehr als 2000 Parkplätze, aber nur noch einen kleinen Baumbestand!
Vox-Analyse GFS
Die grösste Zustimmung findet sich dabei, wenn sowohl auf die Infrastruktur für einen ständigen Marktplatz als auch auf das Parkhaus verzichtet wird.
40 % der Befragten teilten die Meinung, dass auf die Politiker kein Verlass mehr sei.